Wenn unausgesprochene Erwartungen uns in die Irre führen.
Mein Kind zockt oder schaut fern. Eigentlich ist die vereinbarte Medienzeit schon um. Ich muss aber noch dringend etwas erledigen. Na gut, dann nutze ich das kurz und wir machen heute mal etwas länger. Freut mein Kind sich ja auch. Beim Ausschalten wird mein Kind sauer, ja richtig wütend. Und in mir beginnt ebenfalls die Wut zu brodeln.
So unfassbar undankbar!
Wir sind als Familie unterwegs. Alle haben Freude. Es ist schon ziemlich spät. Aber naja was soll's, machen wir heute mal eine Ausnahme. Zuhause angekommen wird rumgealbert und getrödelt. Von Bettfertigmachen und Zähne putzen keine Spur. In mir steigt die Wut.
Wie unfassbar undankbar.
Da machen wir schon einen schönen Tag gemeinsam und es hört doch keiner auf mich.
Kennst du auch solche oder ähnliche Situationen? Ich nenne sie - die Dankbarkeitsfalle - und sie passiert uns so schnell. Wir machen in unseren Augen Zugeständnisse und erwarten dafür unbewusst, dass unsere Kinder uns ihre Dankbarkeit durch Gehorsam zeigen.
Hier ist aber ein Denkfehler. Als Eltern sind wir für den Rahmen verantwortlich. Das heißt, wir entscheiden, wie der Tagesablauf strukturiert ist. Nicht unsere Kinder.
In vielen Fällen erklären wir unseren Kindern die Ausnahmen auch nicht, sondern erwarten, dass sie das von selbst merken. Und in den allermeisten Fällen machen wir diese Zugeständnisse, weil sie uns in dem Moment auch gut in den Kram passen und nicht aus purer selbstloser Liebe unseren Kindern gegenüber.
Hinterfrage dich mal, wenn du Zugeständnisse machst, warum du das machst? Welches Bedürfnis erfüllst du dir dadurch? Ist deine erwartete Dankbarkeit hier wirklich angebracht?
Wenn du eine "Gegenleistung" erwartest, dann besprich das im Vorhinein mit deinem Kind und beziehe es mit ein. Zu was ist es bereit? Und ganz wichtig, ist deine Erwartungshaltung an Disziplin (z.B. Medien, abends fertig machen) überhaupt realistisch?
